Rasenschach in Nettetal mit Maradona und Fritz

Das 2.Nettetaler Sparkassen-Open begann am denkwürdigen 3.7. um 14 Uhr, der Tag an dem Argentinien von den Löw-Jungs entzaubert wurde.

Ich mußte gegen einen Vereinskollegen antreten und wählte mit Weiß das Französische Flügelgambit. Insgeheim hoffte ich, bis zum Argentinienspiel … na ja. Die Wunde ist noch frisch. Am nächsten Tag erschien bei SPIEGEL-Online ein Bericht von STEFAN KUZMANY, der mit  äußerst provokanten Fragen garniert war:

„Wo waren Sie, als Deutschland gegen Argentinien gewann? Waren Sie dabei? Haben Sie es erlebt? Gespürt? Sind Sie beim Autokorso betrunken aus dem offenen Schiebedach gepurzelt? Haben Ihren Gegner nach dem Auffahrunfall nicht angezeigt, sondern umarmt? Planen Sie, die Schramme an der Stoßstange nicht zu reparieren, sondern zu konservieren, als Erinnerung an diesen wunderbaren Nachmittag, als vier Tore die Nationalmannschaft ins Halbfinale katapultierten? Hand aufs Herz: Sind Sie eigentlich schon wieder nüchtern?“

Ja ich bin wieder stocknüchtern, sogar richtig ernüchtert. Ich habe das Spiel gegen Argentinien nicht – auch nicht in Ausschnitten  – gesehen. Ich habe stattdessen stundenlang (so lang wie normalerweise eine Fußballübertragung dauert) gegen meinen Vereinskollegen B.S. eine gewinnträchtige Stellung bearbeitet, um gleich zum Auftakt „so richtig ins Turnier zu kommen“. Ab und an schaute mich der Kollege fragend an, insbesondere wenn gerade wieder ein kollektiver Aufschrei durch die Mauern des Spielsaals drang. Ich war stur, wollte partout kein „vorschnelles“ Remisangebot in meiner Lieblingsvariante über die Lippen bringen.

„Dem Jubel nach müßten wir schon 3 oder 4 Tore geschossen haben“, flüsterte ich freundschaftlich übers Brett, nachdem ich  eine „zwingende Gewinnfortsetzung“ gesehen hatte. „Na ja, whisperte der Vereinskollege zurück,“ die Gegentore werden in der Regel nicht so laut kommentiert…“

Es blieb spannend. Meine Bedenkzeit lief schneller als gehofft, die Gewinnwege verzweigten sich und luden zur Entscheidungsschwäche geradezu ein. Ich machte davon Gebrauch und verhaspelte mich so sehr, dass ich plötzlich meinen Läufer eingeklemmt hatte und vor lauter Sorgen kaum noch klar denken konnte. Die fieberhafte Suche nach Rettungsmöglichkeiten endete dann in jämmerlichster Manier. Ich war fassungslos. Im Foyer erfuhr ich das Endergebnis des Fußballfestivals…

Ich setzte mich ins Auto, um möglichst schnell Schland zu durchqueren und mein Privatquartier zu erreichen. Die Heimfahrt geriet zum Triumphzug: Überall schossen VW-Polos und freche Corsas und ähnlich beflaggte Mittelklassenwagen aus den Wohngebieten. Hupkonzerte, nein Hupsirenen aus jeder Stichstraße und grölende Sportsfreunde, die sich sehr weit aus dem (Auto-)Fenster lehnten. Bierflaschen wurden am Straßenrand vorbeifahrenden Fans ins Auto gereicht, die wahrscheinlich mit gezieltem Biß und ausgespucktem Kronkorken während der Fahrt geleert wurden, um den Schwung zu verstärken…

Nachdem ich endlich meinen PC erreicht hatte und die Frage meiner Partnerin, wie ich denn  gespielt habe, knapp und wahrheitsgemäß beantwortet hatte, tippte ich endlich die eigentlich tadellose Partie in die Chessbase -Maschine. FRITZ , den ich als Freund sehr schätze und dessen  Ratschläge ich auch gerne annehme, war wohl über weite Strecken mit mir zufrieden, doch dann machte er sich plötzlich über mich lustig: Kurz vor Schluß, als ich (siehe oben) ob der Sorgen um den verklemmten Läufer schon die Nerven verloren hatte und wenig später aufgab, lachte er laut auf: Weiterlesen

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Wir sehen uns in Nettetal

Nach langer Schachpause habe ich einen vortrefflichen Grund gefunden, wieder in den Schachzirkus einzusteigen und zugleich meine Schreibblogblockade aufzubrechen: Mein Heimatverein, für den ich seit einigen Jahren recht erfolglos herumgepatzt habe, lockt mich mit dem 2.Internationalen Nettetaler  Open aus meinem Schneckenhaus.

Es kommt also doch zu einer Neuauflage des von mir geschätzten Turniers, das vor 6 Jahren seine Premiere feierte.Damals lief ich von der 1.Runde dem Glück hinterher, bis alles sich wendete und ich massiv vom Glück verfolgt wurde. Schon Jan Hein Donner hat diese Siege aus verlorener Position als die schönsten bezeichnet, den puristischen Ästheten zum Trotz.

In der 8.Runde wurde ich dem Niederländer Fritz Meyer (ELO 2116) zugeteilt, der schon nach der Eröffnung (als Schwarzer) positionell klar im Vorteil war:

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Norwegian Kids – Hilfe die Carlsens kommen

Das Gocher Open vom 1.10 bis 4.10.09 hatte mit 145 Teilnehmern fast die Rekordmarke erreicht, nicht zuletzt wegen der illustren Schar von ausländischen Spielern. Neben den Stammgästen aus den Niederlanden fanden sich diesmal  etwa ein Dutzend lebenslustige Kids aus Norwegen mit ihren Betreuern ein.

Sie kamen vom “ Toppidrettsgymnas“ in Oslo, einem College für Spitzensportler, dem auch Magnus Carlsen entsprungen ist.Sein Entdecker und Förderer dort war sein Lehrer Simen Agdestein.

Nun, in der 2.Runde wurde mir der kleine Sebastian Mihajlov zugelost, der mit einer DWZ von 1256 angereist war, nachdem ich die Startrunde siegreich überstanden hatte. Die Eröffnung spielte der Knirps schnell aus dem Ärmel, allerdings – so schien es mir –   eher aus Ungeduld und Lampenfieber denn aus fundiertem Theoriewissen. Ich fragte mich plötzlich, ob er denn bald die kleine oder große Rochade ausführen würde? „Ach, der kennt wahrscheinlich nur die kleine“ – schoß es mir durch den Kopf.Nach weiteren unerwarteten Schnellzügen des Norwegerkinds wuchs meine Unsicherheit. Ich lief in den Flur zu den ausgehängten Ergebnislisten, um zu sehen, gegen wen er seinen Erstrundensieg gelandet hatte. Tatsächlich, ein Schachrecke mit einer ELO von  über 2000 war von ihm besiegt worden. Bei meiner Rückkehr ans Brett servierte der Junior mir noch eine staubtrockene Riposte auf ein“chancenreiches Bauernopfer“, das ich blöderweise eingestreut hatte. Wenige Züge später stand ich hoffnungslos platt. Von nun an kletterte Sebastian häufig von seinem Stuhl (er saß etwas verdreht in einer Art Korkenzieherposition), wechselte die Tischseite, stellte sich neben mich und schaute konzentriert „mit den Augen des Gegners“ auf die Stellung. „Aha ,“Norwegische Schachschule“,  dachte ich so bei mir, so lernen die Kids auch die Schattenseiten des Schachlebens kennen . Mehrmals – mir schien, immer wenn ich gepatzt hatte – wiederholte er diese Art der Ruinenbetrachtung. Weiterlesen

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Der Lazarus-Modus

Nach monatelanger selbst auferlegter Schachabstinenz richte ich meinen Blick vorfreudig auf das GOCHER OPEN, das vom 1.10.09 bis 4.10.09 stattfinden wird. http://www.gocher-open.de/ Seit einigen Jahren verbringe ich dort meinen „Jahresurlaub“. Die Spielbedingungen sind optimal : engagierte, humorvolle Turnierleiter, großzügige Architektur , ausreichend Toiletten und genügend Parkplätze sind vorhanden.

Einziger Wermutstropfen für manche (Semi)-Professionals ist die 3 Punkte -Regelung, die nicht immer die besten Spieler aufs Treppchen läßt. –

Amateure wie ich haben natürlich andere Ziele: Den Großen ein Beinchen stellen, eine ELO-Zahl erwerben oder verbessern, länger als eine Runde auf der Bühne verharren (vor allem am Wochenende, wenn die Vereinskollegen mal vorbeischauen )…und ein wenig Schachfolklore genießen.

Das heißt: Mein Startgeld ist lediglich die Eintrittsgebühr (wie beim Kinobesuch), für ein möglichst

unterhaltsames Event. Dazu gehört auch das Treffen von Schachfreunden , die man seit längerer Zeit nicht mehr gesehen hat.

Im letzten Jahr hatte ich das Glück, Peter N. Aus U. anzutreffen, den ich wegen seiner satirischen Schärfe und seiner Eloquenz sehr schätze. Ein Lustwandeln durch den Turniersaal mit ihm bei voller Nervenanspannung der übrigen Akteure ist für mich schon das Startgeld wert.

Gerade die aufkommende Zeitnotphase regt zum Wandern an, und ich folge seinem Schritt:

Ein früherer Mannschaftskamerad von uns steht klar auf Gewinn, hämmert sich allerdings gerade durch die Zeitnot, schaut mehr auf die Uhr als aufs Brett, was den Kiebitz naturgemäß anlockt. Noch 3, dann 2 , dann noch einen Zug bis zur Zeitkontrolle, dann ist es geschafft: Er hat seine Gewinnstellung restlos ruiniert!

Ich drehe mich weg, da ich nicht kondolieren möchte. Peter holt mich zurück:“ Der spielt weiter“, flüstert er. Die Uhren werden entsprechend umgestellt. Unser Mann liegt teilnahmslos in seinem Turnierstuhl, hat seine Kappe tief ins Gesicht gezogen. „Warum gibt er nicht auf?“ frage ich ein wenig entgeistert. „ Er spielt jetzt im „LAZARUS-MODUS“, whispert mein Begleiter.

Tatsächlich, er gibt sich (scheinbar) auf. Er hofft (insgeheim?) auf ein Wunder. Hier hilft mir (nachträglich) Wikipedia, um den Schachfreund Stefan zu verstehen:“

Johannesevangelium [Bearbeiten]

Nach dem Johannesevangelium (Joh 11,1–45 EU) sind Lazarus und seine Schwestern Martha und Maria besondere Freunde Jesu. Nachdem dieser in Abwesenheit von der Krankheit des Lazarus erfährt, bleibt er noch zwei Tage im Norden Israels in der Nähe des Sees Genezareth und reist dann nach Bethanien, das in der Nähe Jerusalems liegt (Joh 11,18 EU). Lazarus ist in der Zwischenzeit gestorben und bei der Ankunft Jesu bereits seit vier Tagen in einer Höhle beigesetzt. Jesus lässt den Stein vom Grab wegwälzen. Auf den Zuruf Jesu „Lazarus, komm heraus!“ verlässt dieser – noch mit den Grabtüchern umwickelt – lebendig das Grab

Diese Hoffnung erfüllte sich leider nicht.

Nach dieser eindrucksvollen Visite kam mir ein ähnlicher Vorfall wieder zu Bewußtsein, den ich eigentlich wegen seiner Unappetitlichkeit verdrängt hatte: Ein Jahr zuvor war mir selbst ein solcher LAZARUS begegnet, der nach einem gravierenden Eröffnungsfehler – „noch mit den Grabtüchern umwickelt“- lebendig das Grab verlassen zu hoffen wagte.

Ähnlich wie bei meinem ehemaligen Mannschaftskameraden war auch hier die plötzliche Sterbensnachricht (schon in der Eröffnung!) Auslöser für den modifizierten LAZARUS-MODUS.

Es begann freundlich, sportlich, vorbildlich….

1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. d4 exd4 4. Nxd4 Bc5 5. Be3 Qf6 6. Nb5 Bxe3 7. fxe3 Kd8
8. N1c3 a6 ???

Nach 9.Nxc7 usw . spielte der Wundergläubige  allerdings nur noch stehend weiter. Nach jedem seiner Züge verschwand er schleunigst, um dann – eher beiläufig  mal vorbeischauend – stehenden Fußes adhoc den nächsten Zug auszuführen.

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I was so much older then when I was young

 

Vor etwa 40 Jahren nahm ich zum erstenmal an einer Seniorenmeisterschaft teil. Nun schaue ich nach vorn und freue mich darauf, in ca 2 Jahren wieder dort anknüpfen zu können…

Mich interessiert die Frage, ab wann der Senior diese eigenartige Verjüngung erfahren hat, die ihn seit einiger Zeit bis zum 60.Lebensjahr von Seniorenturnieren fernhält?

Wie sollen wir die Zeit zwischen Jugend und – Seniorenmeisterschaften nennen? Spiele ich (noch) in einer Erwachsenenliga oder gibt es schon Ü 50 und U 60 Klassements – wie in anderen Sportarten. Es wird immer komplexer und schwieriger. Wer geht schon zu einer Ü 30 Party, wenn er nicht weiß, wo die nächste Schallmauer beginnt?

Liegt nicht in dem „neuzeitlichen“ Differenzierungsgewusel latent eine diskriminierende Komponente? Wer Deutscher Seniorenmeister geworden ist, wird – so vermute ich – nicht eine Woche lang ausgelassen feiern, sondern nur eine eingeschränkte Freude empfinden können.

Gerade das Schachspiel, das den Riesenvorteil hat, sehr viele unterschiedliche Menschen (von jung bis sehr alt) ob reich, ob arm im Wettstreit zusammen zu bringen, wird zunehmend dieses „demokratischen“ Charakters beraubt.

Gerne schaue ich mir Marathonläufe an. Vom hohen Favoriten bis hin zum 75 jährigen Dauerläufer, der gern mal vor dem Besenwagen ins Ziel kommen möchte, gibt es bekanntlich eine große Palette von Sportsfreunden, die nicht nur gegen die anderen, sondern für sich laufen…und ihre Leistung einzuordnen verstehen.

Der gemeine Schachspieler – wie ich – spielt vielleicht deshalb am liebsten ein OPEN !

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Der Damenverlust des Nachbarn Samuel

„Immer wenn ich ein Schachbrett sehe, muß ich an meinen Nachbarn Samuel denken. Er brachte mir das Schachspiel bei.
Er wohnte mit seiner Frau in einem kleinen Haus uns schräg gegenüber. Schlechter als diese zwei konnten Eheleute nicht zueinanderpassen. Beide aber ertrugen die Misere mit Geduld. Seine Frau war eine fromme Katholikin. Sie ging jeden Morgen in die Messe und tadelte ihren Mann, weil er lieber Schach spielte. Sie war liebenswürdig, höflich und bescheiden, aber sehr geizig, deshalb mieden die Nachbarinnen sie.
Meine Mutter erzählte, sie erlaube niemandem – nicht einmal Samuel -, im Salon zu sitzen, denn die Sessel und Sofas dort sollten nur dann belüftet und benutzt werden, wenn der Bischof einmal im Jahr, kurz nach Ostern, kam.
Samuel war beliebt. Er scherzte gerne und lachte viel, und wenn er nicht im Café Schach spielte oder sich mit Passanten auf der Straße unterhielt, stand er Sommer wie Winter auf dem Balkon und zog an einer Zigarette. Er durfte in der Wohnung nicht rauchen. Seine Frau hielt Rauchen für eine Sünde, eine Geldverschwendung, und auch den Gestank konnte sie nicht ertragen.
Er rauchte also nie in der Wohnung, bis zu dem Tag, an dem seine Frau durch einen Herzinfarkt im Schlaf starb.
Einen Tag später besuchten ihn die Nachbarn, um nach ihm zu schauen. Sie fanden ihn im Salon. Er saß im bequemsten Sessel, hatte seine Füße auf den Tisch gelegt und rauchte. Die Nachbarn mußten sich durch eine dichte Rauchwolke zu ihm durchkämpfen, um ihn ein wenig zu trösten. Er aber hustete und wiederholte mehrmals fast heiter: „Ich weiß, ich weiß. Sie war eine liebe Frau.“
Zwei Tage später holte er Handwerker ins Haus und ließ es renovieren. Dann riß er alle Fenster auf, und von der Straße aus sah man ihn im buntgestrichenen Salon vergnügt seine Zigaretten rauchen.
Von nun an ging er nicht mehr ins Café, sondern lud alle Freunde zu sich nachHause ein.“

(Auszug aus der Rede von Rafik Schami „Ein Garten für die Jugend“ anlässlich des Weilheimer Literaturpreises 2003)

Der Text ist erschienen bei Hanser innerhalb des Buchs“Damaskus im Herzen“ und – als Hörbuch „Ein Garten für die Jugend“ bei LangenMüller. Die Rede des großartigen Erzählers in vollem Wortlaut :  http://www.rafik-schami.de/schami_e_1.cfm

Wer sich nicht nur für Schach interessiert, sondern auch mal den Blick weit über das Brett hinausschweifen lassen möchte, dem empfehle ich – neben den zahlreichen Büchern des syrischen Autors – seine Dankesrede anläßlich der Verleihung des Nelly -Sachs -Preises 2007 : http://www.woz.ch/artikel/2007/nr51/leben/15784.html

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Durch Opfer reifen…

So lautete die Kapitelüberschrift einer Rede von Papst Benedikt vor Priestern in Albano 2006, in der er an die Opferbereitschaft der Menschen appellierte. Zum Schluß dann der markante Satz:

„Und miteinander müssen wir lernen, dass es schön ist, durch die Opfer zu reifen und so für das Heil der anderen zu arbeiten“.

Ich muß gestehen, dass ich in dieser Hinsicht schon Enormes geleistet habe. Mein entsprechender Reifegrad ist mittlerweile ausstellungswürdig. Also Zeit, die Reißleine zu ziehen und kritisch zu hinterfragen, ob diese „Heilslehre“ nicht irgendwann überholt ist.

Papst Benedikt, recht jung im Amt, doch alt an Jahren, greift – wenn man es genau betrachtet – eine alte Idee von Rudolf Spielmann auf, der schon 1935 mit seinem Buch „Richtig opfern“ dem plumpen Materialismus eine Absage erteilte. Vor allem seine Definition vom „richtigen Opfer“, nämlich dem nicht exakt berechenbaren, sondern intuitiven , bin ich jahrelang mit großer Hingabe (!) gefolgt.

Bis letzten Sonntag!

Im Mannschaftskampf gegen Meiderich (Heidemann, Sabat,Gecks – nur für alte Säcke dechiffrierbar) wollte ich von Beginn an den Ball flach halten, um dann doch im frühen Mittelspiel eine typische Spielmann-Stellung zu produzieren.

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Ehre wem Ehre gebührt

Nach den lebhaften Diskussionen um den “Dopingskandal” bei der Schacholympiade in Dresden , als Iwantschuk den Spielort nach seiner verlorenen Partie fluchtartig verließ ohne pflichtgemäß eine Urinprobe abzusondern, wird mir allmählich klar, dass Schach als Sportart häufig nur noch als kabarettistischer Pausenfüller wahrgenommen wird.

Robert Hübner hat – auf seine Art – ein markantes Statement dazu abgegeben, das vielleicht (hoffentlich) ein Umdenken im Selbstverständnis der Schachspieler anzetteln könnte.

Im Souterrain der schachlichen Vervollkommnung durfte ich vor einigen Tagen hautnah erleben, wie sich ein SCHACHSPORTLER inmitten der anderen Sportler fühlen kann (muß).

Anlaß war die Ehrung der Stadtmeister und Spitzensportler in der Stadt, für dessen Schachverein ich tätig bin. Der Bürgermeister hatte eingeladen, und ich als Stadtmeister der Gemeinde hatte schriftlich meine Teilnahme zugesagt, da ich mich als “Repräsentant” des Vereins verpflichtet fühlte Präsenz zu zeigen und auch der kleinen Eitelkeit der “Ehrung” erliegen wollte.

Viele Sportler, noch mehr Funktionäre ( so erschien es mir zumindest) und ein Sinfonieorchester fanden sich im örtlichen Rathaus ein. Außer zwei Orchestermusikerinnen aus meiner Heimatstadt kannte ich niemanden und schaute mich im Festsaal um. Der Zustand des Fremdseins ist mir vertraut und schreckt mich wenig. So versuchte ich mir ein Bild zu verschaffen, welcher Gast hier im Saal welche Sportart ausübt, bzw.; wer ist hier Sportler? Wer ist (lediglich) Funktionär?

Das Orchester spielte ein Stück aus “My fair Lady”, Applaus, dann die erste Rede des Tages vom Vorsitzenden des Stadtsportverbandes, der die “herausragenden Leistungen” der Sportler und ihre “Vorbildfunktion” herausstellte. “Besonders begrüßt” wurden etliche “Würdenträger”, die sich bei Erwähnung ihres Namens brav erhoben und mit Beifall wieder zum Sitzen gebracht wurden. Dann das Orchester wieder, das den Auftritt des Bürgermeisters wohl musisch vorbereiten sollte: Schmissig und gekonnt , von einer feurigen Dirigentin angestachelt, nahmen die Musiker allmählich Fahrt auf, mußten jedoch ihre Fulminanz nach einem Musical-Stück beenden, damit der Bürgermeister seine (natürlich vorbereitete) Rede halten konnte. Sie dauerte (natürlich) recht lang, war allerdings wesentlich gestenreicher als beim Vorredner, besonders bei den sozialen Aspekten der Vereinsarbeit (“Jugendliche mit Migrationshintergrund”). – Tja, dann durften die Musiker wieder ran…

Dann der Höhepunkt der Sportlerehrung: Die Ehrung der Sportler!

Eine Funktionärin rief die Namen der zu ehrenden Sportler und deren Sportart auf , und der Bürgermeister überreichte den Pokal, ein paar Funktionärshände mußten in der richtigen Reihenfolge geschüttelt werden. Danke, vielen Dank, danke…

Als Schachspieler inmitten der Sportler, zumal im fortgeschrittenen Alter, ohne jegliche athletische Ausstrahlung fühle ich mich restlos deplaziert. Selbst die ältere Dame, die bei einem 24 Stunden-Lauf der Ü 65 die Siegespalme errungen hat und bei der Ehrung mit viel Applaus bedacht wird, stellt den normalen Schächer locker ins Abseits. Neben mir sitzt eine blutjunge Sportlerin, die sich als erfolgreiche Kanu-Polo-Spielerin entpuppt (ich hatte auf 110m Hürden getippt). Hätte mich beim Entree jemand gefragt, in welcher Sportart ich geehrt werden soll, hätte ich pfeilschnell geantwortet:” Stabhochsprung!”

Wer Schach wirklich zur Sportart erklärt, der sollte auch fähig sein, zumindest das Sportabzeichen zu machen: Als Ausdauersportart schlage ich dabei Fernschach vor…

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Kontemplatives Schach

Ich bin mir sicher, dass ich meine “Schachkarriere” längst beendet hätte, wenn ich nicht die Möglichkeit gefunden hätte, im Geblogge einen Rettungsanker zu werfen.

Die Bloggerei ist eine bequeme Möglichkeit, Wunden zu lecken, Mißerfolge zu entschuldigen, Gegner nachträglich „matt zu setzen“, aus verstaubten Aktenordnern Urkunden  und Presseberichte hervorzuzaubern, um das geschwächte Schach-Ich wieder aufzurichten. Wenn die Reservetruhe leer geräumt ist und keine neuen Glanzpartien erschaffen wurden, dann bleibt immerhin noch die ausgiebige Auswertung von Verlustpartien, die opulente Ausschlachtung der eigenen Patzerhaftigkeit, das  lustvolle Suhlen im Versagensbottich.  Auf Dauer ist dies jedoch eine sehr beengende Bloggerperspektive.  Auch lange Durststrecken und ständige Mißerfolge verlieren – nicht nur für mich – ihren „Charme“.

So verringerte ich allmählich meine Turniertätigkeit, quälte mich in Gewinnstellungen mit Gedanken herum, wie ich die Partie doch noch verlieren könnte… und wartete eigentlich auf den „Fangschuß“, um die geliebt-gehaßte Droge Schach endgültig in den Müll zu schmeißen.

Da kam mir die retttende Idee(Sonntag.Frühstück.9 Uhr20). Ich sagte mir:“ Ab heute spielst du nur noch KONTEMPLATIVES SCHACH.  Ich verbeiße mich nicht mehr in meinen Gegner wie ein Hund, der von der Kette gelassen wird. Ich strebe keine Verwicklungen mehr an, die ich nicht überschauen kann. Ich schaue mir in Ruhe die jeweilige Stellung an und behandele sie wie eine Frage im Kreuzworträtsel. Zug für Zug, Frage nach Frage. Ob ich das ganze Rätsel lösen kann, ist (jetzt) nicht wichtig.

Da ich seit etwa 40 (!) Jahren keinem Händel aus dem Weg gegangen  bin und immer die Jacke voller Streichhölzer hatte, um das Brett in Brand zu setzen, kam mir dieses sonntägliche  Manifest fast revolutionär vor.

Mit dieser neuen Einstellung habe ich dann beim diesjährigen GOCHER OPEN  einen Probelauf gestartet, der mich zwar ELO-mäßig zurückgeworfen hat, jedoch  meine Treue zu CAISSA gefestigt hat.

Das GOCHER OPEN ist seit Jahren mein einziges OPEN, das ich gerne spiele. Im Jahre 2006 war ich dort wieder recht erfolglos, so dass ich aus der Ferne von der „Bühne“, wo sich die Cracks bekämpften, mit meiner Kamera „heimliche Aufnahmen“ machen konnte.

So verbissen wie der IM in dem Filmchen möchte ich nicht mehr kämpfen. 

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Matt in einem Zug


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