Mit 156 Teilnehmern konnten die Organisatoren W.Evers(re) und W.van Ooyen(li) ihre 21. Ausgabe des GOCHER OPEN mal wieder erfolgreich über die 7 Runden bringen.
Die Architektur des "Kastell" ist wahrlich vortrefflich und eine Wohltat für den Schächer, der Behaglichkeit und Großzügigkeit zu schätzen weiß.
Zum Feld: 4 GM und 2 IM neben einer potenten Horde von ambitionierten Amateuren ließen von Beginn an eine bewegungsreiche Turniertabelle entstehen. In der 6.Runde kam es zum "Showdown" zwischen den Spitzenreitern Schebler und Podzielny. Schebler gewann . Auch Mladenov siegte und zog mit ihm gleich. In der letzten Runde dann die brisanten Paarungen:
Siebrecht (15) – Schebler (16) und :
Podzielny (15) – Mladenov (16).
Schebler remisierte und Podzielny gewann. Potzblitz!
Ich hatte die Ehre, in der 2.Runde gegen ihn (auf der Bühne) zu spielen und seinen Erfolg zu ebnen. Wie ein begossener Pudel schlich ich dann nach etwa 2 Stunden zurück in meinen vertrauten Orchestergraben, wo das Fußvolk in aller Unschuld seinen Amateurstatus zelebrierte. Zu stark war die Schmach, dass der GM meine Gambitvariante 1. e4 c5 2.Sf3 e6 3.b4 behandelte, als wenn ich einen Bauern eingestellt hätte. Staubtrocken ließ er das "Kombinationsgehampel" über sich ergehen und ließ mich einfach verhungern. Anschließend sein Kommentar :" Das war schon nach der Eröffnung kaputt. So etwas darf man nicht spielen!" Wird gemacht. Bin kuriert.Danke!
Also blieb ich fortan unten bei Meinesgleichen und faßte auch allmählich wieder Mut, ein "umstrittenes " Gambit zu spielen. Mein Gegner – auch schon ein wenig in die Jahre gekommen – erinnerte sich und mich daran, dass wir 1985 schon einmal die Klingen gekreuzt hatten. "Oh, da wurde ich Bezirkseinzelmeister", schoß auf einmal meine Erinnerung hervor und schon fühlte ich mich gestärkt. Ich packte meine "Geheimwaffe" aus (mit Weiß) und mußte diesmal nicht das Bühnenlicht ertragen, das schonungslos in die Schwachpunkte der Amateureröffnung hineinleuchtet . So konnte ich auch mal wieder gewinnen. Werfen wir noch schnell einen Blick in den Turniersaal:
Dieses Foto ist aus der Froschperspektive aufgenommen worden. die ich bis zum Schluß beibehalten habe.
Je weniger Punkte ich ergattert habe, desto mehr konzentriere ich mich auf Besonderheiten , die nur aus einer gewissen Distanz ihren Charme entwickeln. Auf der Bühne sehen wir eine körpersprachliche Dublette zwischen Akteur (Podzielny) und einem Kiebitz (A.Krebel): Beide umschlingen ihren Hinterkopf, stützen ihn, kratzen ihn (?)mit der rechten Hand… Ich bin mir nicht sicher, was die gemeine Psychologie dazu sagen würde. Ist es eine Angstreaktion? Oder – im Gegenteil: Der Hinterkopfhalter holt aus, um zuzuschlagen – wird jedoch durch einschlägige Erziehungspraktiken (Kinderstube) daran gehindert und kratzt sich stattdessen am eigenen Haaransatz. Ich selbst habe im Rahmen der Selbstbeobachtung die sogenannte "Kopfwiege" mehrmals praktiziert. Man nehme beide Hände, lehne sich weit zurück – die Bestuhlung in Goch läßt dies zu – und wiege den Hinterkopf in beiden Handflächen. Bringt Entspannung und tankt neue Zuversicht. – Oder aber: Ausdruck alberner Arroganz!?
Ich fasse zusammen: Ein Turnier, dem ich noch viele Jahre wünsche und Dank an die humorfähigen Turnierleiter!
Wir sehen uns im nächsten Jahr!