Routineüberprüfung in der Lüneburger Heide

Deutsches Senioren Derby in Wesel-Undeloh 2011

Zu einem Erlebnis der besonderen Art wurde das Dt.Senioren-Derby in Wesel-Undeloh, an dem lediglich Spieler vom Jahrgang 1951 teilnehmen durften. Ich wollte eigentlich die Turniertage mit flotten Kommentaren würzen und somit meinen Blog ein wenig mehr auf Touren bringen, doch schon kurz nach meiner Ankunft im Heidedörfchen Wesel erfuhr ich schnell, dass ich mich mit meinen e-plus Gerätschaften in einem Funkloch befand. Da auch das Festnetztelefon in den Hotelzimmern nicht funktionierte und kein Reparateur erschien, packte mich ein erster Anflug von Panik. Das freundliche Hotelpersonal riet mir, die Straße zu überqueren und Richtung Wald zu marschieren.“ Da wird dann bald Funkverbindung sein.“ So wanderte ich schließlich mit Handy und Netbook quer durch die Felder, immer wieder mit neuen Versuchen, die Außenwelt zu erreichen. Doch nix zu machen. Leicht deprimiert zurück zum Auto. Nach einigen Kilometern dann endlich eine Verbindung, die ich nutzte , um kurz mitzuteilen, dass „ich gut angekommen sei!“

Am nächsten Morgen begann das Turnier, das – ich fasse zusammen – wirklich ein einmaliges Erlebnis für mich wurde.Die Gastfreundlichkeit des „Heidelust“-Personals , die Verpflegung und die Turnierbedingungen waren vorbildlich. Nicht zuletzt durch die unermüdlichen Anstrengungen des Tunierleiters Klaus Gohde (82 Jahre !), dessen „Führungsstil“ bei den 58Teilnehmern prächtig ankam, herrschte schon bald eine sehr harmonische Stimmung.Auch ein kompletter Computercrash konnte den Turnierleiter nicht aus der Bahn werfen. Chapeau!

Klaus Gohde in seiner „Kommandozentrale“…

 

Nachdem ich mit 2 leichten Siegen starten konnte, mußte ich in der 3.Runde endlich Farbe bekennen gegen K.Lehmann (Leipzig). Nach 10 Zügen wurde mir klar, dass ich nebenbei auch ein wenig Urlaub machen wollte, und dass die Sonne ihr hellstes Licht durch die Fensterscheiben sandte. Er nahm mein Remisangebot an und wünschte mir einen schönen Sonnentag. Ich entschied mich spontan zu einer Kutschfahrt durch die Heide! Ein Hotel im Nachbarort organisierte diesen Trip: „Wann wollen Sie losfahren?“ „So schnell wie möglich“, sagte ich.“In einer halben Stunde steht ihre Kutsche vorne am Kutscherparkplatz.“

Zufrieden lustwandelte ich Richtung Gehöft, das in der Nähe des Hotels lag, wo auch einige Kaltblüter herumstanden.Es kam dann auch Bewegung in die Szenerie, als 2 Pferde von der Weide geholt wurden und in den Innenhof gezogen wurden. Am Rande stand wohl meine Kutsche, deren Sitzbänke mit roten Decken ausgelegt waren. Dann begannen zwei junge Männer, die  Zugpferde zu striegeln und zu säubern. Das dauerte etwa 20 Minuten. Ich war beeindruckt, welcher Aufwand hier betrieben wurde – nur für mich! Da brettert auch schon ein altes Moped in die Hofeinfahrt. Aha, das scheint der Wagenlenker zu sein, denke ich so bei mir. Und tatsächlich, wenige Minuten später steigt er in das Fahrzeug und die Pferde trappeln los. Brrr. Ich grüße freundlich Pferde und Wagenlenker, der mir anbietet, mich 90 Minuten durch die schönsten Winkel der Heide zu fahren. Abgemacht. Ich steige etwas umständlich in die Karosse, nehme diagonal hinten links in Fahrtrichtung Platz. Der Kutscher, ein Senior mit gegerbtem Gesicht und einer wohl typischen Schiebermütze, zündet sich ein Zigarettchen an und nimmt Fahrt auf…Schon bald verlassen wir den glatten Asphalt und biegen in die Heidelandschaft ein. Plötzlich schlägt die Karre heftig durch und es ruckelt und schockelt als wenn die Räder eckig wären. Puh, hier heißt es mitschwingen, die Wirbelsäule nicht zu sehr stauchen lassen.Ich fasse zusammen: So ging es noch etwa eine Stunde lang weiter!! – und – zu meiner eigenen Überraschung gewöhnte ich mich sehr schnell an diese rodeohafte Technik . So konnte ich tatsächlich diese Heidelandschaft mit all ihrer Weitläufigkeit , den sanften Hügeln und den sattgrünen Moorgebieten genießen. Als ich dann noch Wildpferde unter einer Baumgruppe entdeckte (von denen der Wagenlenker am Anfang der Reise erzählte hatte), die angeblich sehr selten zu sehen sind, schlug er vor, den Pferden eine kurze Pause zu gönnen.Brrrr…

Ich zoomte mich an die Wildtiere heran, die mir in ihrer Furyhaftigkeit imponierten. Dann bat ich den Kutscher, ein Foto von mir und der Kutsche zu machen, sprang behend auf den Kutschbock, entriß dem Pferdefreund die Kappe, nahm die Peitsche, um sie ein wenig sinnlos zu schwingen , um dann plötzlich inne zu halten, als der Fahrer im Zuge des Einverständnisses vom Gefährt sprang. „Was ist , wenn die Pferde jetzt plötzlich mit mir durchgehen?“ fragte ich ängstlich. Doch er beruhigte mich:“ Solange ich vor den Pferden stehe, gehen die keinen Meter.“ „Na dann wollen wir es mal riskieren!“ ergänzte ich.

Mit diesem schönen Bild geben wir zurück in den Turniersaal.

Dort dominierten 3 Spieler das Feld: Uwe Grimm, Hans Lotzien und Alexander Noble, die sich bis zum Schluß beharkten.

Im Hauptfeld bemühte ich mich, den Kontakt zu den Führenden nicht ganz zu verlieren. Mein Spiel war (altersbedingt?!) diesmal sehr vorsichtig und fernab meiner Kaffeehausmentalität.Vielleicht gab es sogar geographisch -psychologische Einflüsse, die mein Spiel ein wenig lenkten. Oder war es gar der alte Goethe, der mich noch rechtzeitig vor Turnierbeginn gewarnt hatte:

Ich sag‘ es dir: ein Kerl, der spekuliert,
Ist wie ein Tier auf dürrer Heide
Von einem bösen Geist im Kreis herumgeführt,
Und rings umher liegt schöne grüne Weide

( Faust I)

Immerhin konnte ich so den 6.Platz ergattern und mich endlich wieder über einen DWZ/ELO Zugewinn freuen.

Dramatisch gestaltete sich die Schlußrunde:

Lotzien (5) – Grimm (5)

Becker (4,5) – Alexander Noble (5)

Zuerst traten die „Spekulanten“ in Erscheinung: Lotzien und Grimm reichten sich die Hände und liefen fortan – wie Spielertrainer – an den Tischen entlang, um ihre Chancen immer wieder neu abzuwägen. Am 1. Brett hatte sich nach etwa 2 Stunden Lothar Becker eine chancenreiche Stellung geschaffen.

.Roter Pullover :der Turniersieger Alexander Noble im Kampf gegen Lothar Becker.Im Hintergrund (weißes Hemd „Spekulant“ Hans Lotzien.

 

Doch allmählich konsolidierte Noble seine Stellung, Becker verlor den „roten Faden“ peu a peu. Und so führte der kämpferisch starke Hanauer, der für den Bad Nauheimer SC spielt, seine Partie mit großer Strenge zum Turniersieg. GRATULATION !

weitere Informationen unter:

http://www.sk-herne-sodingen.de/?p=1383

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Routineüberprüfung in der Lüneburger Heide

  1. Helga sagt:

    Ihr lieben schachneurotiker.blogg.de s: haltet durch und fangt neu an!!!Euer Doc

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert