Oh what a feeling ! Nach langer Pause wieder eine Turnierpartie ohne Internetverbindung: Mannschaftskampf gegen den Düsseldorfer SV. Die letzte Begegnung mit diesem Klub gab es in der Anfangsphase der Coronakrise (Februar 2020). Damals machten wir noch Witzchen über Begrüßungsrituale (mit den Füßen – wie bei den Japanern) und – haha – die Empfehlung, unriskante Opferpartien zu zelebrieren ( Der Gegner würde nicht wagen, die geopferte Figur anzufassen). Der Spaß ist längst geglättet.
Maskiert mit Passierschein (Impfnachweis) betrete ich den Turniersaal, gleichzeitig die Heimstätte für den örtlichen Schützenverein. Es tut gut, die Mannschaftskollegen wieder zu sehen. Ich habe den Eindruck, wir sehen , wie wir zwischenzeitlich gemeinsam gealtert sind…Es kann losgehen. Fäuste touchieren einander und wünschen „ eine schöne Partie“. Nach den ersten Eröffnungszügen mal kurz an die frische Luft , um die Maskenfreiheit zu genießen. Auf einmal kommt ein Trupp von Schützenbrüdern auf unser Spiellokal zu. Eine ganze Garnison nimmt Aufstellung und bittet höflich um Einlaß. Eine Abordnung betritt den Spielsaal, um eine Standarte aus der Requisitenkammer zu holen. Irritation und Amusement bei den Spielern. Ach, wie hat uns diese Art der bodenständigen Kultur gefehlt !
Unsere Gegner bleiben taktvoll , haben Verständnis.Der Kampf endet wohlgefällig mit einem Sieg für uns, was uns die geteilte Tabellenführung einbringt.Mein freundlicher Opponent erinnert mich nach der Partie daran, dass wir „damals“ gemeinsam im Unischachklub Düsseldorf aktiv waren. Freude! Sofort fallen einem Anekdötchen in den Schoß: Simultanevents mit Peter Ostermeyer und Hajo Hecht . Es war zur Zeit der RAF, als ich Obmann des Unischachklubs war. Da wir keinen Schrank für die Schachmaterialien in der Uni hatten und ich nicht immer das ganze Zeug in meine Wohnung (4.Stock) schleppen wollte, blieb nur der Kofferraum meines VW -Käfers als Aufbewahrungsort. Meine Ausflüge Richtung Niederlande (billiger Tabak, Flohmarkt etc) wurden in der Zeit einmal jäh gestoppt, als die Grenzer mich baten, den Wagen zu verlassen und einen Halbkreis um das Gefährt bildeten. Dann forderte man mich auf , den Kofferraum zu öffnen. Es war eine stille Spannung in der Luft, und ich hörte auf einmal sehr deutlich das Uhrwerk meiner zahlreichen Schachuhren ticken. Dies konnte ich dann – mit einiger Mühe – aufklären. Seitdem bin ich auf freiem Fuß!