Klebeaktivisten beim Schach

Ein Klebeaktivist der früheren Generation hat vor etwa 100 Jahren mit seiner Aktion ein mögliches Kunstwerk verhindert.

Opfer wurde der Bremer Schachmeister Carl Carls, ein gewissenhafter Positionsspieler , der seine Gegner gerne in langen Partien zermürbte und das Endspiel anstrebte, um dann den Gegner in den Abgrund zu stürzen. Sein Lieblingseröffnungszug als Weißer war 1.c2 – c4. Damals Bremer Partie genannt, heute Englische Eröffnung.

Als Carls bei einer Turnierpartie Weiß hatte, klebte ein Witzbold vor der Partie heimlich den Bauer c2 auf dem Brett fest. Carls kam ans Brett, zog kraftvoll mit dem c-Bauern − und zur Freude aller Umstehenden flogen alle Figuren herum.

Der Aktivist steht im Verdacht, dass er ein mögliches Kunstwerk schon in der Entstehung vernichten wollte. Dass der Meister zu Kunst – Stücken fähig war, das zeigte er 1914 in seiner legendären Partie gegen Schuster:

1.e2–e4 c7–c6 2. d2–d4 d7–d5 3. Sb1–c3 d5xe4 4. Sc3xe4 Sg8–f6 5. Se4–g3

5…h7-h5 6. Lc1-g5

6…h5-h4 7. Lg5xf6 h4xg3

8. Lf6-e5

8…Txh2

9.Txh2

9…Da5+ 10.c3 Dxe5+

11.d4xe5 h3xg2

Muß das schön sein, wenn man diese Eröffnungsposse im Gedächtnis gespeichert hat und Jahrzehnte später herauskramen kann, um einen nominell stärkeren Gegner auf die Matte zu legen. So geschehen 2009 in der Partie SHINKEVICH, V (2317) – Grigoriev,V (2144) 0:1.

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