Schach dem Diktator – Pedros Rettungsidee

Vor einigen Tagen fiel mir das Kinderbuch "Der Aufsatz" von Antonio Skarmeta in die Hände, das  mit dem "Unesco-Preis für Kinderliteratur im Dienst der Toleranz" und auch mit dem "Gustav-Heinemann-Friedenspreis" ausgezeichnet wurde. Obwohl ich dieses schmale Werk schon mehrmals (hintereinander) gelesen habe, kann ich es nicht aus der Hand legen. Allein die sehr plastischen Illustrationen von Jacky Gleich verdienen ausgiebige Betrachtung.

"Der Aufsatz" ist ein sehr politisches Buch , das der chilenische Autor, den viele Leser hauptsächlich durch sein Werk "Mit brennender Geduld" (als Film "il postino") kennen, in Erinnerung an die Militärdiktatur  geschrieben hat.

Held der spannenden Erzählung ist der 9-jährige Pedro, der ein sehr normales Leben zwischen Schule,Eltérnhaus und vor allem Fußball verbringt. Er ist klein,aber auch schlau und hat eine sehr wache Beobachtungsgabe. So ist ihm aufgefallen, dass seine Eltern abends häufig vor dem Radio sitzen und aufmerksam zuhören, um "interessante Dinge über uns und unser Land" zu erfahren, so sagen sie es ihm.

 

Einige Wochen später, als er wieder in einem Straßenfußballmatch seine gefürchteten Dribblings zelebriert und auch noch ein Tor schießt, will sich nicht der gewohnte Jubel seiner Freunde einstellen. Alle Beteiligten sind wie gelähmt,als der Vater eines Fußballfreundes von Militärs abgeführt wird."Warum haben sie ihn mitgenommen?",fragt Pedro seinen Freund."Mein Papa ist gegen die Diktatur", sagt dieser leise..

Pedro steuert sein Elternhaus an, ist verwirrt und fragt den Vater schließlich :" Papa, bist du gegen die Diktatur?" Nach einigem Zögern nickt der Vater langsam zustimmend. Der Junge setzt nach:" Bin ich auch gegen die Diktatur?"

 Seine Mutter beruhigt ihn:" Nein,Kinder sind gegen gar nichts.Kinder sind einfach Kinder.Kinder in deinem Alter müssen nur zur Schule gehen, viel lernen, ganz viel spielen und lieb zu ihren Eltern sein."

Am nächsten Tag kommt ein Offizier in Pedros Klasse, er übermittelt zunächst schöne Grpße von der Regierung. Dann fordert er die Schüler auf, einen Aufsatz zu schreiben."Ihr schreibt, was ihr so macht, wenn ihr von der Schule nach Hause kommt , was eure Eltern machen, wenn sie von der Arbeit kommen…"

Die Kinder sind verlegen und ratlos, Pedro starrt hilflos zur Decke. Schließlich beginnt er zu schreiben:" Wenn mein Papa von der Arbeit kommt…"

Vierzehn Tage später erscheint der Offizier wieder in seiner Schulklasse, um die beurteilten Aufsätze zurückzugeben.Jeder Schüler erhält einen Bonbon und lobende Worte.

Beim Abendessen erzählt Pedro, dass er einen Aufsatz schreiben mußte, darüber "was wir abends so machen". " Der Vater ließ den Löffel in den Teller fallen…"

Die Mutter bittet Pedro, seinen Aufsatz vorzulesen. Er kramt seine Mappe hervor und liest:

"Wenn mein Papa von der Arbeit kommt,

warte ich auf ihn an der Bushaltestelle.

Manchmal ist Mama zu Hause und wenn mein

Papa kommt sagt sie zu ihm Hallo Schatz wie war’s heute? Gutsagt dann mein Vater und bei dir?

Wie soll’s gewesen sein sagt meine Mama.

Danach spiele ich auf der Straße Fußball und am liebsten köpfe ich die Bälle ins Tor.

Dann kommt meine Mama und ruft Essen kommen Pedrito und dann setzen wir uns an den Tisch

 und ich esse immer alles auf bis auf die Suppe

die mag ich nicht. Danach setzen sich

 Mama und Papa jeden Abend ins Wohnzimmer

 und spielen

Schach

und ich mache Hausaufgaben

.Sie spielen so lange Schach, bis es Zeit zum Schlafen ist…

Die Eltern waren erleichtert und lächelten…

"Tja", sagte der Vater, " dann werden wir wohl ein Schachspiel kaufen müssen. Man weiß ja nie….

Antonio Skarmeta: Der Aufsatz.Deutsch von Willi Zurbrüggen.Mit Bildern von Jacky Gleich.Dressler Verlag,Hamburg 2003. 64 S. 12,90

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert