Vom Donner gerührt…

Eine der schillerndsten Figuren in der Schachszene war  zu seiner Zeit der Niederländer Jan Hein Donner ( 1927 – 1988). Er galt – hinter Euwe – als zweitbester GM seines Landes, der u.a. auch einmal gegen Bobby Fischer gewann (1962).Als engagierter   Journalist neigte er zu polarisierenden Auseinandersetzungen, die er auch schonungslos in der Öffentlichkeit austrug. Traurig – komische Berühmtheit erlangte er durch zwei Partien, die er "wunderschön" verlor. 1968 spielte er in der Schlußrunde des Büsumer Turniers gegen einen jungen Deutschen namens Hübner, der bislang noch keine GM-Norm geschafft hatte.      

 Weiß:Donner       Schwarz:Hübner                                                                               

Hübners letzter Zug …25.c3 wurde vom Niederländer umgehend mit 26.Dxb4? beantwortet.Nun schnappt die Falle zu: 26…Tab8 27.Dxc3 (sonst folgt einfach cxb2)…27…Db6+ 28.Tc5 Txc5 29.Dxc5 Tc8!  Weiß gab erschüttert auf. Hübner gewann sensationell dieses Turnier und legte hier den Grundstein für eine grandiose Schachkarriere.

10 Jahre später in Buenos Aires wurde durch einen weiteren "Donnerschlag" Schachgeschichte geschrieben: Ein junger Chinese, der noch nie gegen einen GM gewonnen hatte, ließ in einem kurzen,heftigen Gewitter die Blitze zucken. In einem Buch hat Liu Wenzhe  seinen Sieg als Auslöser für einen großen Schachboom in China gewertet.Seiner Meinung nach wird die neue "chinesische Schachschule" die russische letzlich übertreffen:Schuld daran hat Jan Hein Donner

Weiß: Liu Wenzhe    Schwarz: Donner    BuenosAires 1978 1.e4 d6 2.d4 Sf6 3.Sc3 g6 4.Le2 Lg7 5.g4 h6 6.h3 c5 7.d5 0-0 8.h4 e6 9.g5 hxg5 10.hxg5 Se8 11.Dd3 exd5 12.Sxd5 Sc6 13.Dg3 Le6 14.Dh4 f5 15.Dh7+ Kf7 16.Dxg6+ !! Die plötzliche Unsterblichkeit des jungen Liu wird eingeläutet…16…Kxg6 17.Lh5+ Kh7 18.Lf7+ Lh6 19.g6+! Kg7 20.Lxh6+  1-0

Donner soll angeblich noch lange nach der Partie fassungslos auf seinem Stuhl gesessen haben, bis er sich endlich erhob und verkündete:" Nu ben ik de Kieseritzky van China!" Jan Hein Donner hat (durch seine Niederlagen) Großartiges geleistet! Wie schwer ihm dies fiel, möge ein abschließendes Zitat von ihm illustrieren:

?Nachdem ich mit perfekter Selbstkontrolle meine Partie aufgegeben und würdevoll meinem Gegner gratuliert hatte, stürzte ich nach Hause, warf mich auf mein Bett, heulend und schreiend, und zog die Decke über mein Gesicht. Drei Tage und Nächte verfolgten mich die Erinnerungen. Dann stand ich auf, zog mich an, küsste meine Frau und analysierte meine verlorene Partie."      Chapeau!

ps. habe einige Infos  von Tim Krabbe verwertet. Bedankt!

http://www.xs4all.nl/%7Etimkr/chess2/diary.htm.

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Eine Antwort zu Vom Donner gerührt…

  1. alms sagt:

    Danke für den schönen Artikel. Und mit der blogroll hat es ja auch geklappt!

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