Blitz und Donner

Wenn ich meine Schachbuchregale flüchtig mit schrägem Blick ab und an besichtige , stelle ich fest, dass es fast nur Lehrbücher sind. Dabei befällt mich plötzlich die deprimierende Bilanz, dass Aufwand und Nutzen offensichtlich meilenweit auseinander klaffen.Doch dann ziehe ich ein Buch heraus, das ich vor langer Zeit mit Wonne gelesen habe:

Jan Hein Donner : THE KING – CHESS PIECES

Kein Lehrbuch! Es ist eine subjektive Sicht des holländischen Großmeisters .,Artikel , Kolumnen , Boshaftigkeiten … von 1950 – 1985

Eine von vielen amüsanten Betrachtungen widmet der Autor dem Blitzschach. Das Blitzen war damals wohl noch keine ernsthafte Meisterschaftsdisziplin. Es wurde nach anstrengenden Turnierpartien sehr häufig als „ lightning games“ zur Unterhaltung gespielt. („To relax from a game of chess, the chess player …plays chess! Blitz games“) Hier wurde lebhaft gescherzt , kommentiert und manchmal auch disputiert. Donner beschreibt seine Begegnung mit den Meistern: Fast jeder Meister nahm an solchen Blitzorgien teil. Lediglich Botvinnik weigerte sich. Er nahm das Schachspiel sehr ernst und verabscheute solche Spektakel. Ein brillanter Blitzer ist ein Mann, der Spielen und Reden kombinieren kann. Najdorf fällt besonders auf mit wilden Gesten und schrecklichem Gelächter. Bronstein attackierte mit russischen Kinderliedern. Der King der Blitzer war Petrosian zum Leidwesen von Bobby Fischer, der auch bei dieser Disziplin nicht verlieren konnte. Im Duell gegen Petrosian begleitete der Russe seine Züge mit lautem Zischen und demonstrativem Kopfschütteln nach jedem Gegnerzug. Zudem zelebrierte er seine Züge mit eleganten , filigranen Gesten.

Nicht nur die Schachuhren wurden bei solchen Veranstaltungen stark strapaziert, sondern auch die Bestuhlung. „Chairs, too, are heavily burdened by overhanging kibitzers and the backs break off occasionally, as players throw themselves backwards with too much force in their amazement.“

Da lehnt man sich doch gern (vorsichtig) zurück!

Im Jahre 2006 habe ich schon einmal Jan Hein Donner „besucht“

https://schachneurotiker.de/2006/05

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert